Adriabike – von Villach nach Udine über Piran und Triest (Teil 1/2)

Fahrradtour Slowenien/Italien 2019

Adriabike – von Villach nach Triest und Udine

(Teil 1/2)

Reisebericht von einer 14-tägigen Fahrradtour zu zweit von Villach nach Triest und Udine in Italien. Von Österreich nach Slowenien und immer mal wieder Italien und am Schluss ganz. Über von der EU finanzierte Fahrradautobahnen und Stock- und Stein. Bei bestem Wetter, aber auch mal Sturzregen. Von absoluter Stille (auch ohne Autos in der Ferne) bis zum vollen Urlaubertrubel mit Hiphop-Beats am Strand. Von geht gerade noch Airbnb bis zum Nobelhotel. Und sehr viel sehr gutes Essen – eigentlich überall.

Anfänglich, an der Drau, trifft man noch andere Radfahrer. Auf der neuen Adriabike-Tour zwischen Tarvisio und Triest ist das dagegen eher sehr selten. Lag es am Termin? Im August ist es schon sehr heiß und an den in Slowenien wenigen touristischen Highlights doch schnell auch sehr überlaufen. Das könnte ein paar Wochen später netter sein.

Der Weg ist nur selten ausgeschildert, sodass ein Fahrradnavi ein „Muss“ ist. Die Strecke läuft teilweise auf mit Mittelstreifen versehenen Fahrradautobahnen und nur an wenigen Stellen blieb uns nichts anderes übrig als schieben. Auch hier gilt wieder: Etwas dickere Reifen und eine gute Federung sind zu empfehlen.

In Summe: Es war okay, aber andere Touren sind schöner. Problem Nummer 1 für uns war die Sprache, die doch sehr anders ist als Deutsch. Zwar können manche Einheimischen Deutsch oder Englisch, aber insgesamt ist die Verständigung in Italien doch deutlich einfacher (wir können ein wenig Italienisch, aber nur wenige Worte Slowenisch). Und dann gibt es über weite Strecken außer der Landschaft nicht viel anzusehen. Man merkt, dass Slowenien früher eine eher arme Kornkammer für Österreich-Ungarn war. Burgen oder Schlösser gibt es kaum und die Kirchen sind meistens verschlossen. Und wenn geöffnet, dann alle sehr ähnlich. Anders ist es erst an der Küste bei Piran, die dann aber auch wieder überlaufen ist.

Das Wichtigste in Kürze:

Tourlänge: ca 460 km in 12 Tagen, mit mehrtägigen Aufenthalten in Piran, Triest und Gardo. Plus 2 Tage Bahnfahrt Stuttgart-Villach und Udine-Villach-Stuttgart

Reisezeit: 4.-18. August 2019

Wetter: Ziemlich heiß – oft über 35 Grad Celsius und meistens trocken, bis auf kurze, aber auch sehr heftige Schauer.

Eintrittspreise: Die meisten Besichtigungen (kleinere Kirchen) waren kostenfrei, nur in Piran und Triest musste für Museen usw. Eintritt bezahlt werden. Und auf dem Weg nach Udine bei der Basilika von Aquileia.

Unterbringung: Da es an einigen Stellen der Tour nur wenige Unterbringunsgmöglichkeiten gibt – und selbst mit Zelten auf den wenigen offiziellen Plätzen ist es schwierig (die haben teilweise eine Mindestaufenthaltsdauer von 2 und mehr Tagen) – sollte man vorher buchen, etwa über die Booking.com App, die faktisch nun auch alle Airbnb-Unterkünfte in der Region mit anbietet. Und sie hilft den Überblick zu bewahren, auch wenn direktes Buchen bei den Hotels/Pensionen manchmal etwas günstiger ist. Es gibt aber auch Unterkünfte, bei denen man direkt gar nicht mehr buchen kann. Die Zimmerpreise unserer Unterkünfte lagen grob zwischen 65 und 170 Euro für 2 Personen mit Frühstück.

Gepäck: Unser Gepäck passte wie immer sehr gut in jeweils 2 Gepäcktaschen – inklusive Regensachen, die wir auch gebraucht haben – wobei ein warmer Sommerregen auch manchmal so durchgestanden werden kann. Da wir kein Zelt mitgenommen hatten, reichte das vom Platz her gut.

Essen: Mittags tat es oft eine Pizza oder Pasta. Da es kaum Läden gibt, ist das Kaufen von Baguettes und etwas Aufschnitt nur ausnahmsweise eine Alternative. Abends haben wir meistens in netten Gasthöfen bzw. Restaurants und teilweise in den Hotels selbst gegessen und wurden immer wieder sehr angenehm überrascht.

Die Tour

1. Tag – Anreise nach Villach

Ein Fahrradtransport mit der Deutschen Bahn muss gut geplant werden – ohne Reservierung geht mit Fahrrädern auf IC-Strecken nichts. Das liegt dran, dass die Deutsche Bahn in ihren betagten ICs für die Fahrräder auf spezielle Waggons setzt, in denen eine feste Zahl von ca. 15 Rädern einzeln an einem Gestänge befestigt werden können/müssen. Man kann manchmal auch ein Rad mehr reinschummeln. Das kann aber Schwierigkeiten machen und man sollte nicht darauf setzen. Das ist in Österreich und Italien anders. Die haben einfache Gepäckwaggons in denen die Räder von einem mitfahrenden Schaffner „gestapelt“ werden (manchmal auch unsanft – deshalb bei Pedelecs die Batterien besser vorher abnehmen, auch wenn die Bahn sagt, dass die Batterien die ganze Fahrt über am Fahrrad bleiben müssen, da sie Gefahrengut sind), bis zu 50 oder mehr pro Waggon.
Die Reservierung macht man idealerweise rechtzeitig vorher in einem Servicecenter an einem Bahnhof. Sowohl unabhängige Reisebüros als auch der Telefondienst der Bahn tun sich mit Auslandsreisen mit Rädern schwer. Nach Villach zu kommen war weniger das Problem, aber die Rückfahrt von Udine (oder anderen Orten in Italien). Ansonsten hier zur Info: Buchungen über https://www.bahn.de/p/view/service/fahrrad/07rad_fahrradzuege.shtml; kostenpflichtige Radfahrerhotline: 01806-996633).

Von Stuttgart bis Salzburg ging die Bahnfahrt zügig. Danach fährt der Zug deutlich langsamer und hält sehr oft. Endlich, am frühen Abend in Villach angekommen, eine nette Überraschung: Das Fest zum jährlich, am ersten Samstag im August stattfindenden Villacher Kirchtag mit zahlreichen, über die gesamte Innere Stadt verteilten Schaustellerbuden und Fahrgeschäften bishin zu einem Riesenrad. Vom Bahnhof fuhren wir aber zunächst über die Drau in die Innere Stadt und dort in unser zentral gelegenes Hotel Palais 26 (Modern eingerichtet, ruhig, sauber, etwas dunkel, spezieller abgeschlossener Fahrradraum, gutes Bett).

Von dort ging es zu Fuß zum Stadtfest. Auffällig und etwas unterschiedlich zu so großen Festen in Deutschland ist, dass es bei den Buden zu Currywurst, Hähnchen und Pommes Frites kaum Alternativen gab, also keine „Gourmetbuden“. Dafür bieten dann örtliche Restaurants, wie die Konditorei Restaurant Rainer (Oberer Kirchplatz 5) nicht nur leckere Kuchen, sondern auch gutes Essen. Dazu gehört speziell an diesem Tag unbedingt die traditionelle Kirchtagssuppe.

2. Tag – von Villach nach Tarvis/Travisio (44 km)

Nach einem tiefen, festen Schlaf erwartete uns morgens im Hotel ein leckeres Frühstück mit frisch gekochten Eiern. Und dann ging es wirklich los: die erste Etappe beginnt auf dem Drau Radweg auf der linken Flußseite in Villach. Es ist nur ein kurzes Stück in Richtung Rosental. Denn schon kurz vor St. Magdalenen geht es über die markante Friedensbrücke auf den Karnischerradweg. Der ist sehr gut ausgebaut und verläuft entlang der Gail teilweise auf einer ehemaligen Straße anfänglich durch ein Industriegebiet und dann lange durch Landschaft pur. Ab Neuhaus geht es leider immer neben der Straße entlang, was aufgrund des hohen Verkehrs nicht mehr so reizvoll ist.

Hinter Arnoldstein bei Thörl passiert man die Grenze nach Italien, was ohne irgendwelche Kontrollen verläuft. Danach wird die Strecke deutlich bergiger, aber auch wieder schöner. Der Weg verläuft etwas abseits weit über der Straße durch einen Wald. Bei der kleinen Kirche San Nicolo hat man eine sehr schöne Aussicht. Ab kurz danach verläuft der Radweg dann auf einer ehemaligen Bahntrasse bis hinein nach Travisio (deutsch: Tarvis). Vom Radweg aus sieht man einen Teil des langgezogenen Orts inklusive des Skisprungstadiums.

Travisio war bereits gut ausgebucht und als Unterkunft verblieb uns nur die Airbnb-Pension Central Greenlife, die im Souterrain einer Art Wohngemeinschaft eingerichtet ist. Die Vermieter sind sehr nett. Es ist auch relativ sauber, aber alles irgendwie „klebrig“, u.a. von Duftspray. Das Bad und den Frühstücksraum muss man sich mit den Gästen des anderen Zimmers teilen, was aber okay ist. Wenig okay war dagegen das durchgelegene Bett mit tiefer Kuhle in der Schaummatratze. Und auch Musik aus den oberen Stockwerken störte anfänglich die Nachtruhe. Die Fahrräder kann man im tief gelegenen Garten hinter dem Haus platzieren, wobei wir sie wegen des einsetzenden Regens irgendwann in den geräumigen Frühstücksraum geschoben haben. Es ist okay, aber die herausragenden Beurteilungen auf Booking.com sind so kaum nachvollziehbar.

Sehr schön dagegen war der Restauranttipp der Wirtsleute: nur einen kleinen Fußweg entfernt, das Restaurante Italia am Ende der Via Roma, 131 (http://www.ristoranteitaliatarvisio.it/index_d.html, +39-347-449 0671). Dort ist man auf Fisch spezialisiert. Der ist äußerst lecker und preiswert. Man sollte nur die Kellnerin rechtzeitig stoppen, bevor sie dem Fisch in ziemlich rabiater Weise mit einem Löffel zerlegt, und das lieber selber machen – es bleibt dann auch mehr vom Fisch. Auch der Hauswein, sowohl weiß als auch rot, ist eine gute Wahl!

Lohnenswert ist auch ein Abstecher in den feinen Supermarkt (Alimentari) Michelotti S.A.S. Di Michelotti Fabrizio & C. in der Via Roma 44. Hier gibt es feine Getränke, Käse, Wurst, Kekse, usw. Wären wir mit dem Auto dort gewesen, hätten wir dort mehr gekauft.

3. Tag – Von Tarvisio nach Bled (62 km)

Am unteren See von Fusine

Nach dem Frühstück ging es auf den neu definierten Adriabike Radweg, dem wir bis Triest folgten. Die nahe, slowenische Grenze überquert man nahezu unbemerkt. Vom gut ausgebauten Radweg haben wir dann schon bald einen 2x 2,4 km langen Abstecher zu den beiden Seen von Fusine unternommen. Dazu geht es fleißig bergan. Die unterirdisch verbundenen Seen liegen dann recht malerisch und umgeben von seltenen Pflanzen unterhalb der Nordwand des Berggipfels des Mangard in den Julischen Alpen. Wer glaubt hier im August allein zu sein irrt allerdings!

Apfelstrudel slowenisch

Ein paar Kilometer weiter kommt man durch Krajanska Gora. Das ist ein kleines, recht touristisches Städtchen, bei dem man sich überlegen kann, ein frühes Mittagessen einzunehmen. Wir haben das nicht gemacht, sondern haben etwas später am Flüsschen Martuljeko Bistrica einen Miniabstecher durchs Gebüsch zum Flussufer gemacht und dort auf den Kieselsteinen gepicknickt. Da Wolken aufzogen, sind wir aber schon bald weiter. Am Nachmittag wurde der Hunger größer und wir haben dann auf der gemütlichen Veranda in Aßling/Jesenice im Restaurant Ejga Guest House (Cesta maršala Tita 27, 4270 Jesenice) noch mal halt gemacht und leckeren Nachtisch bestellt. Der Apfelstrudel mit Vanille-Eis war ungewöhnlich separiert (siehe Foto), aber dennoch sehr lecker. Insgesamt war dort viel los, was eindeutig für das Restaurant spricht. (Wir waren dazu auf einen Tipp hin vom Weg abgewichen und durch den Tunnel unter dem Bahnhof durchgefahren – und danach wieder zurück).

Dann ging es weiter, im Wesentlichen neben der Autobahn und letztlich auch ohne separaten Fahrradweg. Wir kamen gegen 16 Uhr in Bled an. Die Wolken wurden immer bedrohlicher, sodass wir nach einem kurzen Gang auf die (volle) Strandpromenade schnell in Richtung Hotel Triglav weiterfuhren. Ganz haben wir es dann doch nicht mehr geschafft, denn 5 Minuten vor Ankunft fing es doch an zu regnen.

Bled – mit Burg und Insel – kurz vor einem kräftigen Regen

Bled (dt. Veldes) am Bleder See (2,1 km lang und bis zu 1,4 km breit, Gesamtfläche von 1,45 km², maximale Tiefe von 30 Meter) ist ein nettes, vom Tourismus geprägtes Städtchen mit zahlreichen Strandbädern, das historisch auch immer wieder in der großen Politik eine Bedeutung hatte. Zuletzt hatte der ehemalige Präsident von Jugoslawien, Tito, eine Villa am See. Hoch über dem See thront die Burg (mit einem vermutlich tollen Ausblick) und die Pfarrkirche St. Martin (mit angeblich schönen Staturen aus weißem Carrara-Marmor). Und im See auf einer märchenhaften, kleinen Insel gibt es noch eine weitere Kirche, Mariä Himmelfahrt – alle drei haben wir aufgrund des Wetters nicht ansehen können, aber für ein paar Fotos mit Postkartenidylle hat es gereicht. Berühmt für Bled ist übrigens auch die dortige Cremeschnitte, deren Variante wir erst später in Pira probieren konnten.

Molekularküche im 1906

Das noble Hotel Triglav, außerhalb von Bled, etwas oberhalb des Sees gelegen, hat eine lange Historie – so war zum Beispiel in den 1920gern auch schon der damalige, deutsche Filmstar Harry Piel dort zu Gast – von ihm hängt ein Portrait im Treppenhaus. Wir entschlossen uns spontan zu einem Zimmerupgrade, sodass wir auch einen (wunderschönen) Blick auf den See hatten. Nicht nur das: auch der Wellnessbereich mit Innen-Pool und Sauna lässt sich sehen und bereitete eine angenehme Entspannung. Weitere Überraschungen bot das 4 Gänge Menu im hauseigenen Restaurant 1906, für das man allerdings auch etwas tiefer ins Portmanie greifen muss. Der Koch versteht sein Handwerk, bis hin zu moderner Molekularküche – und auch die Auswahl der guten slowenischen Weine lässt sich vorzüglich trinken!

4. Tag – Von Bled nach Bohinju (48 km)

Nach einem ebenfalls sehr guten Frühstück radelten wir weiter in Richtung Bohinj-See und Savica Wasserfall. Aber zunächst führte der Weg überwiegend auf der vielbefahrenen Landstraße nach Bohinjska Bistrica. Nach einigen Kilometern lernt man die Autofahrer grob zu kategorisieren: Die meisten Slowenen ignorieren Radfahrer weitgehend und fahren sehr nahe und auch mit hohem Tempo an einem vorbei. Insbesondere, wenn es Lastwagen sind, kann das wirklich gefährlich sein. Die Italiener halten akzeptablen Abstand und die braven Österreicher und Deutschen halten sich oft an die EU-Vorgabe und überholen nur mit 1,5m Abstand – also fast eine Fahrbahn weiter. Die meisten sind natürlich Slowenen, sodass das Fahren auf solchen Straßen dort wenig Spaß macht und an den Nerven zehrt. Zum Glück ist uns nichts passiert.

In Bohinjska Bistrica haben wir uns zunächst einmal die Pfarrkirche St. Magarethe am Friedhof und den Bahnhof angesehen, weil wir von dort am nächsten Morgen mit dem Zug weiterfahren mussten (es geht nicht anders!). Und dann im zentralen Imbiss am Kreisverkehr Gostilnica Štrudl Nudeln mit Pilzen bzw. Apfelkompott gegessen – eine willkommene Alternative zur ansonsten üblichen Pizza.

Danach ging es zum See auf einem netten Radweg durch die Natur, immer rechts vom Fluss bis in das touristisch volle Stara Fuzina. Für 3 Euro Eintritt haben wir uns dort die über 700 Jahre alte Kirche Hl. Johannes der Täufer angesehen. Kann man machen – ob des Eintritts: muss man nicht, auch wenn sie als eines der schönsten Beispiele für mittelalterliche Freskenmalerei in Slowenien dient. Damit am Bohinj-See angekommen, sollte man sich überlegen, was man möchte: Irgendwo am Strand Baden gehen oder weiterfahren, um den Savica Wasserfall anzusehen.

Wir haben uns für letzteres entschieden – muss man aber nicht. Hat man einmal den langen und ansteigenden Weg um den See herum geschafft – am Ende erwartet einen wieder ein Gasthaus mit großem Biergarten und akzeptablen Preisen -, dann folgt die Überraschung: Man kommt mit Rädern nicht direkt zum Wasserfall. Man muss sie dort irgendwo anschließen und den Rest zu Fuß gehen – weitgehend über eine Treppe mit etwa 500 unterschiedlich hohen Naturstufen. Das kostet (auf halben Weg) 3 Euro Eintritt, dauert bergauf grob eine halbe Stunde und ist ziemlich anstrengend. Der Blick auf den 51 m hohen Wasserfall, für den man sich noch mal anstellen muss, ist dann okay, aber nicht umwerfend, insbesondere, wenn man schon Fotos davon gesehen hat. Er gilt als der meistbesuchte Wasserfall in Slowenien und das merkt man leider auch durchgehend am Gedrängel. Das mag daran liegen, dass er in einem berühmten Gedicht von France Preseren erwähnt wird, in dem der Kampf zwischen den slawischen Göttern und dem Christentum beschrieben wird. Der Held lässt sich letztlich in der Savica taufen (Tipp: Auf der Etappe vor Bled liegen zwei Wasserfälle, die angeblich viel schöner sind: die Martuljek Wasserfälle (110m) bei Gozd Matuljek und der Pericnik Wasserfall (52m) bei Mojstrana.)

Das nette Gasthaus Gostilna pri Hrvatu

Dann ging es zurück bis zum Seeanfang und von dort über Fahrrad und Seitenwege nach Bohinju in unsere nächste Unterkunft. Fast mitten in dem kleinen Dorf war es schnell gefunden. Die älteren, netten Wirtsleute vermieten zwei Apartments. Alles zwar sauber, aber nicht modern, leicht durchgelegene Betten und ohne WLAN, einen abschließbaren Raum für die Räder, aber kein Frühstück – und somit einfach zu teuer. Da half auch der ausgegebene Rotwein nicht wirklich.

Zum Abendessen geht man ein paar Schritte in die Dorfmitte. Dort ist das nette Gasthaus Gostilna pri Hrvatu, vor dem sich eine längere Warteschlange gebildet hatte. Nach ca. 30 Minuten bekamen wir den ersehnten Platz auf der Außenterrasse. Die Speisekarte bot viele lokale Köstlichkeiten. Tischnachbarn empfahlen die Forellen, die es in drei Arten der Zubereitung gibt (gebraten, blau und …). Ich hatte mich für die gebratene Variante entschieden und war sehr zufrieden. Auch der Hauswein war gut.

5. Tag – Von Bohinju nach Gorizia (Italien) (72 km)

Am nächsten Morgen mussten wir früh raus, denn es galt in Bohinjska Bistrica den 9:03 Uhr Morgenzug mit Fahrradmitnahme Richtung Most na Soci zu nehmen – der zweite Zug wenig später um 9:08 Uhr ist ein Autoreisezug und es ist nicht klar, ob der auch Räder mitnimmt! (Die Züge fahren etwa alle 2,5 Stunden. Die Tickets kann man nicht vorreservieren. Das ist aber auch nicht notwendig. Man kauft sie am Schalter im Bahnhof in Bohinjska Bistrica. Für die Räder fährt ein Extra-Waggon mit. Man muss die Räder hochreichen, was bei Pedelecs mit Mühe verbunden sein kann – und man sollte das Gepäck vorher entfernen. Wenn der Zug mal kommt, geht es schnell, aber ohne Hektik.) Die Fahrt durch den um 1900 gebauten Eisenbahntunnel dauert nur etwa 10 Minuten. Wir sind in Podbrdo bereits wieder ausgestiegen – man kann natürlich auch noch weiter mitfahren.

Vom Bahnhof in Podbrdo ging es der wenig befahrene Straße entlang dem Fluss Baci meistens bergab mit gut Tempo. Das hat richtig Spaß gemacht! Am Ende dieser Abfahrt, kurz vor Most na Soci in Bača pri Modreju kehrten wir zur rechten Hand in die Baca Bar ein, wo wir die Kellnerin bezirzen konnten zwei Pizzen warm zu machen. Das war das Mittagessen. Vermutlich hätte es im Ort noch bessere Alternativen gegeben, aber immerhin hatte man von der Terrasse einen guten Blick auf die alte, stählerne Eisenbahnbrücke, über die dann auch probt der nächste Zug ratterte.

So sind wir noch vor dem eigentlichen Ort über eine Brücke über den Fluss Idrijca gefahren. Dort hinter dem Bahnhof (an dem es auch noch Gastronomie gibt) beginnt dann ein alter Militärweg, auf dem die Strecke verläuft. Das ist also kein jüngst von der EU bezahlter Fahrradautobahnweg, sondern ein klassischer Waldweg. Und der hat es in sich! Denn schon bald begann bei einer Biegung der schwierigste Teil der gesamten Reise. Der aufgeweichte, mit sehr vielen, sehr groben Steinen versehen Waldboden wäre auch mit einem Mountainbike nicht zu schaffen gewesen. Mit den schweren Pedelecs mit dem Gepäck drauf war es sogar schiebenderweise äußerst mühselig – auch die Schiebehilfe kam hier an Grenzen, da auch das Gehen in dem unwegsamen Gelände nicht einfach war. Teilweise mussten wir das Gepäck abnehmen und gesondert tragen. Für die kritischen, insgesamt etwa 1 km haben wird sehr lange gebraucht. Etwas weiter oben wurde es zunehmend besser und richtig oben angekommen begann dann ein ziemlich schöner Weg abseits von Straßen.

Einige Zeit später kam die Ortschaft Kanal und wir nutzten die Chance uns in einer Bar am Straßenrand noch einmal mit Cevapcici und Cola zu stärken. Ein paar Meter weiter, mehr im Ort, wären vermutlich bessere Imbisse gewesen, aber das weiß man leider immer erst hinterher. Dann ging es über eine Brück zur anderen Seite des Soci und kaum waren wir auf der anderen Seite, begann ein heftiger Sturzregen. Der begann so schnell, dass wir nicht genug Zeit hatten in die vollständige Regenkleidung zu schlüpfen. Der Intensivregen dauert fast eine Stunde und wir waren trotz Regenjacke bis inklusive Unterhose komplett durch-nass. Da es warm war und man dabei nicht fror, war das eine interessante Erfahrung, die sogar irgendwo Spaß machte: Radeln im Sommerregen. Dummerweise verstand meine Pedelec-Elektronik den Spaß nicht und fiel bis zum nächsten Morgen aus. Das war auch nicht wirklich schlimm, da nur noch ein paar Kilometer fehlten. (Beim nächsten Mal habe ich dann für das Steuerteil eine passende Plastiktüte, sodass es nicht nass werden kann).

Da der Ort Gorizia (dt.: Görz) nach dem zweiten Weltkrieg Italien zugeschlagen wurde, hat man in Slowenien kurzerhand die Nachbarstadt Nova Gorica neu aufgebaut. Die ist durch viele Plattenbauten geprägt und wir haben es deshalb vorgezogen in den italienisch-historischen Westteil nach Gorizia zu fahren. Die Unterkunft, ein kleines B&B Apartment in Haus Lucciole per Lanterne, liegt an einem Innenhof, in dem wir auch die Räder sicher und trocken abstellen konnten. Es ist nicht luxuriös, aber eben auch sehr günstig und wir haben uns dort entsprechend sehr wohl gefühlt. Die nette Besitzerin kredenzte zudem ein sehr leckeres Frühstück im Garten und half bei einer kleinen Reparatur am Fahrrad mit etwas Werkzeug. Wirklich sehr nett!

Vorspeise: Pasta mit Forellenkaviar und Sepiaarmen

Abends in Gorizia sind wir zum Slowfood Restaurant Rosenbar (Via Duca d’Aosta 96, http://www.rosenbar.it/) gelaufen – die 1,5 km haben sich gelohnt – ein Volltreffer! Ein super-Menu mit drei Gängen und leckerem Wein in einem schönen Lokal für 75 Euro für 2 Personen. Das war bei der sehr guten Qualität ein echtes Schnäppchen.  Auf dem Rückweg haben wir in der Eisdiele/Bar Aquileia (Corso Italia, 175) noch kurz ein Eis auf die Hand mitgenommen – auch lecker! – und sind dann bald in den verdienten Schlaf gefallen.


Weiter geht es mit Teil 2 hier. Dort steht alles über den verbleibenden Teil der Tour und allen Details zum gefahrenen Weg, sowie den Übernachtungsmöglichkeiten.

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