Adriabike – von Villach über Piran und Triest nach Udine (Teil 2/2)

Fahrradtour Slowenien/Italien 2019

Adriabike – von Villach nach Triest und Udine

Teil 2/2

In Teil 1 (hier) ging es um die ersten 5 Tage – die Tour von Villach in Östereich über Tarvisio und Bled bis Gorizia. Hier ist Teil 2:

6. Tag – Von Gorizia nach Sezana (58 km)

Am nächsten Morgen waren die meisten Sachen wieder trocken. Bei einigen mussten wir noch etwas mit dem Fön nachhelfen und teilweise hat auch die Morgensonne geholfen (bei den Schuhen). Das Frühstück im Garten war sehr gemütlich und so ging es erst spät weiter.

Der Weg durch Gorizia und dann wieder in Slowenien Nova Gorica zog sich ziemlich lang hin.Es ging auf ruhigen Seitenwegen weiter, wobei der Weg nach dem Dorf Miren (da gibt es noch eine Pizzeria) serpentinenmäßig anstieg, was entsprechend (bei der Hitze) schon etwas anstrengend war. Es folgten zwei Streckenabschnitte auf dem Hochplateau mit sehr grobem Split. Dort sind breite Mountainbike-Reifen auf jeden Fall von Vorteil. Die Gegend dort ist sehr kleindörflich geprägt und es gibt etwas besonderes: absolute Stille. Man hört hier keinerlei künstliche Geräusche, also auch keine Autos aus der Ferne. Das kann man genießen!

Da wir weit und breit keine geöffneten Restaurants oder Geschäfte finden konnten, haben wir dort zu Mittag vor der kleinen Pfarrkirche St. Vida in Vojščica bei Kostanjevica na Krasu halt gemacht und unsere schlecht bestückten Notvorräte gegessen: Karotten und Kekse. Und das mitgeführte Wasser wurde auch knapp. (Jetzt habe ich entdeckt, dass es in dem Dorf sogar ein Restaurant gegeben hätte (Gostilna Tabor Marija Mevlja). Ob das allerdings mittags auf hat ist unklar.) Im Dorf, etwas weiter entlang des Wegs, gibt es auch eine Sehenswürdigkeit, die wir ebenfalls verpasst haben: die sogenannte „Kartoffelhöhle“, die so heißt, weil dort im 1. Weltkrieg bis zu 500 Soldaten stationiert waren und ihre Vorräte gelagert hatten.

Ein paar Kilometer weiter, in Komen, stießen wir dann doch noch auf ein Restaurant, die Pizzerija Na Placu, und konnten dort am zentralen Platz vor allem den Durst, aber auch den Resthunger mit einer Pizza stillen. Und gegen 16:00 Uhr erreichten wir in Šmarje pri Sežani die nächste Herberge. Von der Straße kommend sah die Residence Apolonija eher wie ein verschlossenes Herrenhaus eines Weinguts aus. Wir fuhren die steile Einfahrt hoch – und waren doch richtig. Die Fahrräder mussten draußen bleiben – in Hof, dort wo sonst die Wäsche trocknet – ohne richtigen Regenschutz (der allerdings auch nicht nötig war). Es fing also nicht so gut an, änderte sich aber sofort, als wir in das tolle Zimmer #5 kamen: hell, schönes Bett und eine luxuriöse, offene stehende, dreieckige Doppelbadewanne mit Whirlpoolraffinessen! (jedes Zimmer hat da so sein Special. Alle sind anders.) Auf die Frage, ob wir dort zu Abend essen wollen, haben wir mit ja geantwortet. Und das war eine sehr gute Entscheidung! Die Dame des Hauses kocht ganz hervorragend und die nette Nachbarstochter serviert im geschmackvollen, etwas dunklen Speisesaal, der eine feierliche Atmosphäre aufkommen lässt. Es gab keine Auswahl, sondern nur 3 Überraschungsgänge, wobei sich die Küche lokaler Köstlichkeiten und Kräutern aus dem eigenen Garten bedient. An dem Abend ware es:

  1. Vorspeise: Tortellini mit Parmesan und Schicken
  2. Hauptgang: Scheiben vom Kaninchen in Zwiebelsoße mit Kartoffelpüree (siehe Foto)
  3. Schokoladensoufflé mit Lavendeleis (!)

Das mag so vielleicht nicht besonders klingen, hängt aber doch immer von der Kunst der Köchin ab – und die beherrscht ihr Fach! (https://www.tripadvisor.de/Hotel_Review-g277815-d6496861-Reviews-Apolonia_Guest_House-Sezana_Slovenian_Littoral_Region.html). Die Nacht in perfekter Ruhe war wunderbar!

7. Tag – Von Sezana nach Piran (74 km)

Am nächsten Morgen lernten wir auch die Tochter des Hauses kennen, die für das leckere Frühstück mit eigener Marmelade, selbstgebackenem Brot und Müsli zuständig ist. (Die Marmelade und den hauseigenen Wein kann man dort übrigens auch käuflich erwerben.) Nach einer so stimmungsvollen und netten Übernachtung ging es wieder auf die Räder – bei strahlendem Sonnenschein.

Gutes Wetter hat für Radfahrer auch Nachteile:  Bei bis zu 37°C fuhren wir weiter über Nebenstraßen und teilweise auch wieder üble Schotterwege über das Hochplateau. Landschaftlich eigentlich ohne Höhepunkte, haben wir auch das weltberühmte Lipizzaner-Gestüt rechts liegen lassen und fuhren zunächst bis Lokev, um in der Bar des Restaurants Gostilna Ražem eine bei den Temperaturen notwendige, erfrischende Cola zu trinken. Die anwesende Herrenrunde musterte uns kritisch. Aufgrund der Sprachschwierigkeiten kam leider auch keine Unterhaltung zustande. Dann ging es weiter bis zur nächsten Pause in Kozina. Dort gab es im türkischen Schnellimbiss der Gostilna Ražem „Raststätte“ das „Mittagessen“: ein Stück Pizza und etwas Joghurt für 3,10€. War aber okay … und nicht zum Ko… – wie der Ortsname vermuten lässt.

Von nun an, nach etwa 40 km, ging’s bergab, teilweise auch sehr steil. Danach gab es mehr Straßen, mehr Autos und mehr Schnellstraßen, an denen Fahrradwege entlang führten. Wir sind den Empfehlungen des bikeline Radtourenbuchs Adriabike gefolgt, die teilweise Abweichungen vom offiziellen Adriabike-Weg vorschlagen. So kamen wir in die Nähe von Koper, fuhren dort durch einen kleinen Tunnel – und da war sie: die blaue Adria! Wer jetzt meint man könne hier sofort ins Wasser springen, sei gewarnt: Die viele Industrie in Koper verschmutzt das Wasser doch nicht unerheblich und man sollte sich besser noch gedulden. Der Radweg führt längere Zeit am befestigten Uferweg entlang. Es gibt keinen Strand, sondern nur große Steine und gleißende Sonne, was nicht wirklich romantisch ist. Trotzdem baden einige dort.

In der Hoffnung auf ein mittelalterliches Städtchen zu treffen, haben wir den Umweg über die Halbinsel Izola gemacht. Der lohnt sich wenig: weiterhin befestigter Uferweg, viele Touristen, viele Wohnhäuser, aber nichts wirklich Schönes. Nach einer kurzen Pause mit einem kühlenden Eis ging es weiter – immer noch 17 km. Der Uferweg ist für Radfahrer ab einer bestimmten Stelle gesperrt. Deshalb sind wir landeinwärts durch eine Wohnsiedlung gefahren – und haben so nichtsahnend die auf der Südseite am Hafen liegende, angeblich schöne Altstadt leider irgendwie umfahren.

Die Strecke wurde zusehends auch wieder netter, auf Radwegen abseits großer Straßen und teilweise entlang einer ehemaligen Eisenbahnstrecke. Die führte auch durch zwei erfrischend-kühle Tunnel, von denen der zweite auch ziemlich lang war (gefühlt fast 1km). Und dann war man in Portoranz, dem Nachbarort von Piran. Wer nun meint man wäre nun quasi da und müsste nur nach wenige Meter auf einem flachen Küstenweg radeln, hat sich getäuscht – oder wir haben etwas falsch gemacht. Es ging noch mal richtig steil über einen Berg. (Hinterher ist man immer schlauer: Das kann man möglicherweise vermeiden, indem man besser den Strandweg Obala folgt. Ich weiß nur nicht, ob das erlaubt ist. Schieben darf man aber natürlich immer.)

Das Arthotel Tartini liegt direkt am wunderschönen Tartini Platz mitten im Zentrumvon Piran  – der erst 1894 durch Zuschüttung eines Hafenbeckens entstanden war. Die Zimmer sind nett gestaltet mit textueller Kunst („enjoy“ stand in unserem Zimmer mit etwas Meerblick), die Betten sind gut und für die Räder gibt es einen abschließbaren Raum. Das sehr gute Frühstücksbüffet erwartet einen im großzügigen Frühstücksraum mit Außenterrasse. Alles prima! Abends sind wir dann noch etwas durch die Altstadt geschlendert. Man ist dort wahrlich nicht allein und die zahlreichen Restaurants in der ersten Reihe an der Uferpromenade spiegeln das wider – eher Touristenfallen: Sehr vielfältige Menu-Karten lassen auf Conveniance-Tiefkühlkost (zumindest als Grundlage) schließen. Das ist nichts Schlechtes, aber das kann man so auch zuhause haben. 

8. Tag – In Piran

Bei einem ganzen Tag in Piran kommen zahlreiche Eindrücke zusammen. Hier ein paar Erfahrungen:

  • Wie bereits gesagt: die Restaurants an der Uferpromenade sollte man tendenziell meiden.
  • Besser ist es direkt in der verwinkelten Altstadt, etwa im Restaurant Delfin (reservieren!, +386-5-6732448, das sehr leckere Schoko-Soufflé zum Nachtisch nicht verpassen!) oder im Restaurant Fontana (nicht selbst getestet). Auch dort kann man draußen sitzen, nur eben ohne Meerblick.
  • Viel gelobt wird auch das Gostilna pri Mare etwas außerhalb vor dem Ort in der Nähe der Schranke, die Autos nicht passieren dürfen (montags geschlossen). Das haben wir aber nicht selbst getestet.
  • Als Bar und Cafe können wir das Mestna Kavarna an der Nordecke des Tartini-Platzes empfehlen. Dort gibt es auch wieder die aus Bled bekannte, sehr leckere Cremeschnitte (3,50 €), die in den Orten dazwischen irgendwie nicht angeboten wird – immer mit dem Verweis auf Bled.
  • Ein Tipp ist auch das Schokoladengeschäft Čokoladnica Piran direkt am Tartini-Platz, gleich neben der Apotheke. Das macht erst auf, wenn die Sonne nicht mehr so hoch steht – damit die Schokolade nicht sofort schmilzt. Und das Salzgeschäft, in dem man gut Mitbringsel kaufen kann.
  • Man kann an der Uferpromenade auch baden. Einen eigentlichen Strand gibt es aber nicht. Also ein Handtuch als Unterlage zum Hinsetzen mitnehmen und über eine der Sprossenleitern in die Adria steigen. Die ist im Sommer schön warm und damit nur wenig erfrischend. Trotzdem ganz nett. Einen (künstlichen) Sandstrand gibt es nur in Portoranz. Der ist entsprechend sehr überlaufen.
  • Ein lohnenswerter Spaziergang führt hoch zur Kirche Sv. Jurij (St. Georg Kathedrale) mit schönem Innenraum und Turm, der dem San Marco Turm in Venedig nachempfunden wurde; der kleineren Sv. Klementa Kirche, die einst zur Abwendung der Pest erbaut wurde, und noch weiter zur alten Stadtmauer/Burg. Hier hat man überall einen tollen Blick auf den Ort und die Bucht, aber (bei gutem Wetter) auch weit in die Ferne. Perfekt für schöne Fotos (siehe Titelbild dieses Teils)!

9. Tag – Von Piran nach Triest (37 km)

Am nächsten Morgen führte der Weg wieder ein Stück zurück – mehr oder weniger auf dem bereits bekannten Weg in Richtung Koper. Diesmal sind wir dahinter aber bei Dekani nach Muggia/Milje abgebogen, um von dort aus die Fähre nach Triest zu nehmen. Wir waren etwas spät dran und hatten etwas Stress die Anlegestelle zu finden, auch wenn wir sie im Fahrradnavi perfekt eingegeben hatten. Das Problem ist, dass es dort fast keine Beschilderung gibt. Auf dem Kai steht lediglich ein wackeliger Pfahl mit einer kleinen Fahrplantafel. Die kann man leicht übersehen. Aber das Boot kam pünktlich und die Überfahrt war eine willkommene Abwechslung. Fahrplan: https://www.triestetrasporti.it/orari-e-percorsi/servizi-marittimi/trieste-muggia/. Der Preis beträgt nur 4,45 €. Und das sehr freundliche Personal hilft auch gern beim Verladen der Räder.

Im Hafen von Triest angekommen sind wir schnell den Kilometer zum zentral, aber in einer kleinen Seitenstraße gelegenen Boutique Hotel Albero Nascosto gefahren, mussten allerdings noch etwas auf das Zimmer warten. Die Zimmer sind schön und auch die Betten sind gut. Die Fahrräder konnten Pattere in einem unverschlossenen Nebenraum abgestellt werden. Highlight war das leckere Frühstück mit einer sehr großen Auswahl an verschiedenen, selbst gemachten Marmeladen.

10. und 11. Tag – in Triest

In Triest haben wir 2 ½ Tage verbracht. Ein schönes Städtchen mit 200.000 Einwohnern und großem Tiefwasserhafen, das aber scheinbar seine beste Zeit etwas hinter sich hat.

Hier ein paar Eindrücke:

  • Einen besonders schönen Blick auf die Stadt hat man von der Kathedrale Santa Maria Assunta und vom nahen Castello di San Giusto
  • Schon die Römer waren hier – die Reste des Römischen Theaters zeugen davon
  • Viele Plätze und Häuser verweisen immer noch auf die Österreich-Ungarische Vergangenheit, die bis zum Ende des ersten Weltkriegs galt. Triest war damals der bedeutenste Adria- und damit Mittelmeerhafen für das Land.
  • Es gibt viele interessante Geschäfte, sodass man auch shoppen gehen kann – am besten rund um die Piazza della Borsa bis hin zur Corsa-Italia-Straße.

  • Sehr leckeres Eis gibt es unweit bei Natura Gelato, Via dell’Annunziata, 13, https://www.facebook.com/Naturalicecream/
  • Es gibt mehrere interessante Museen. Wir waren im sehr interessanten Rivoltella-Museum, das einerseits interessante, moderne Kunst beherbergt und zum anderen die gut erhaltene, fürstliche Wohnkultur der Familie Rivoltella aufzeigt. Luxuswohnen im 19. Jahrhundert – das hatte schon was! Rivoltella war damals der Stellvertreter von Lessep, dem damaligen Präsidenten der Suez-Kanal-Gesellschaft und so fanden auch Dinge aus Ägypten den weg in seine Wohnung. Und wir waren im Civico Museum die Mare, das nur zwei Tage in der Woche geöffnet ist (nett, aber kein „muss“).
  • Ein Ausflug zur großen, ziemlich beeindruckenden, 100 Meter hohen Tropfsteinhöhle Grotta Gigante (https://www.grottagigante.it/) lohnt auf jeden Fall. Man kommt dort mit einem Linienbus, der vom Hauptbahnhof aus fährt, günstig hin. Die Fahrt dauert etwas mehr als eine ½ Stunde. Es kostet Eintritt und man sollte einen Pullover mitbringen, da es drinnen feucht und kalt ist. Man muss auf dem Rundweg zunächst viele Stufen runter und später dann auf der anderen Seite wieder hoch, sodass es auch etwas anstrengend ist. Die langen Rohre, die man in der Mitte sieht, gehören übrigens zu einem physikalischen Experiment, mit dem man seismographische Messungen macht. Es gibt auch Führungen auf Englisch und Deutsch. Leider kann man die Führer aufgrund der Akustik dort kaum verstehen, sodass die Nutzung der App, die es in beiden AppStores gibt, in Verbindung mit einem Kopfhörer die bessere Wahl ist. Eine gute Idee ist sich die App schon im Vorfeld anzusehen, damit man die Sachen vor Ort besser versteht. Nahezu selbstverständlich ist, dass es oben auch ein Restaurant gibt …

Wir taten uns anfänglich etwas schwer mit Triest, gerade im unfairen Vergleich zu Turin, wo wir im Jahr zuvor waren. Aber die fröhliche, nette, offene Lebensweise der Triester, die man in den Cafés und beim lebendigen Treiben auf den Straßen am frühen Abend bemerkt, öffnete schnell unsere Herzen und so haben wir Triest nach fast 3 Tagen doch mit Wehmut wieder verlassen.

12. Tag – von Triest nach Grado

Fähre von Triest nach Grado (nur im Sommer)

Im Sommer fahren täglich Fähren nach Grado (https://www.triesteterminal.it/offentliche-verkehrsmittel/). Man kann natürlich auch den Adriabike-Radweg nehmen, aber wir haben uns für die faulere Variante entschieden. Warum Grado? Weil wir gern noch baden gehen wollten. Gardo ist ein berühmter Badeort auf einer Küstendüne am äußersten Ende des Golfs von Venedig – und im August entsprechend überlaufen und teuer. Wir übernachteten zwei Nächte im Hotel Hannover, das okay und sauber war, aber nicht mehr. Die Fahrräder konnten im verschlossenen Innenhof abgestellt werden.

13. Tag – in Grado

Der Schock kam auf dem Weg zum Strand. Genau genommen gibt es drei Sandstrände, die jeweils Eintritt kosten. Das war noch nicht das Problem. Man ist dort irgendwie der Meinung, dass zu modernem Strandleben auch moderne Musik gehört. Am Stand selbst kommen davon mehr oder weniger nur noch penetrante Bässe an … bumm … bumm … und das den ganzen Tag. Das ist kaum auszuhalten und alles andere als eine gute Basis für einen netten Strandtag. Am erträglichsten erschien uns der Spiaggia Settimo Cielo Strand. Auf dem Weg dahin oder auch zurück sollten man unbedingt an der Gelateria Blason, Viale Regina Elena 3, ein Eis kaufen – ein weiterer Franchiser von La Natura. Das Eis ist einfach fantastisch!

Grado – Spiaggia Settimo Cielo Strand

Die verwinkelte, kleine Altstadt ist nett anzusehen und es gibt zahlreiche, kleine und auch große Restaurants. Da es im August voll ist, ist es empfehlenswert, egal wo immer, zu reservieren. Einen besonderen Tipp haben wir nicht, aber in der Nähe der Chiesa di Santa Maria delle Grazie lässt sich auf jeden Fall etwas finden.

14. Tag – von Grado nach Udine (58 km)

Nach einem guten Frühstück im Hotel fiel der Abschied aus Grado nicht schwer. Wenn man sich nicht gerade verfährt, ist man schnell auf der Strada Regionale 352 – ein langer Damm, der über die Laguna di Grado führt – verkehrssicher mit separatem Fuß- und Fahrradweg auf der frechten Seite. Bis Cervignano folgt der Weg übrigens wieder dem Adriabike-Radweg. Insgesamt folgte ein schöner Tag auf dem Rad, weitgehend auf Radwegen oder Nebenstraßen. Sehr entspannt.

Noch vor Cervignano liegt Aquileia. Das war in römischer Zeit eine große und wichtige Stadt, von der im Wesentlichen ein Freigelände und zwei Museen übriggeblieben sind. Die Basilika die Santa Maria Assunta (5€ Eintritt) ist sehenswert, beherbergt sie doch das größte frühchristliche Mosaik Europas (aus dem 4 Jahrhundert). Es zieht sich über die gesamte Länge des Kirchenschiffs hin.

Palmanova

Bald ging es weiter. Über Cervignano ist nicht viel zu vermerken, außer, dass wir nun den Adiabike-Weg endgültig verließen. Kurz danach folgte ein Kleinod, das sich beim Durchfahren gar nicht wirklich ganz erschloss. Erst ein Blick von oben zeigt nämlich, um was es sich hier handelt: Palmanova wurde am Ende des 16. Jahrhunderts als Festungsstadt von Venedig zum Schutz vor den Türken als sogenannte „Planstadt“ angelegt und hatte über Jahrhunderte strategische Bedeutung. Deren typischer, sternförmiger Grundriss hat sich bis heute erhalten. Fantastisch! Die Stadt ist zu Recht seit 2017 in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen.

Udine – Piazza Giacomo Matteotti

Am frühen Nachmittag waren wir endlich in Udine und hatten noch Zeit uns die bis dahin für uns unbekannte Stadt von immerhin 100.000 Einwohnern etwas anzusehen. Ein schöner Ort! Sehenswert sind insbesondere der Piazza della Liberta und der (wie ich finde schönere) Piazza Giacomo Matteotti, an dem auch zahlreiche Cafés liegen, sowie auch die Kathedrale Duomo di Santa Maria Annunziata. (Das Schloss hatte leider schon geschlossen.)

Immer noch in Fahrradbekleidung hatten wir etwas Schwierigkeiten ohne Reservierung einen Platz in einem netten Restaurant zu ergattern und sind letztlich eher zufällig, aber glücklich, in das Sterne-Restaurant Vitello d’Oro (Via Erasmo Valvason 4, +39-0432-508982, https://www.vitellodoro.com/en/) geraten. Zu einem entsprechenden Preis wurde Feinstes aufgetischt – absolut ein weiterer, kulinarischer Höhepunkt auf dieser Reise.

Die gewählte Unterkunft Casa Stucky liegt auf der anderen Seite des Bahnhofs und besteht aus ein paar Zimmer in einem Wohnhaus mit sehr schönem Garten. Dort im Gartenhaus konnten wir auch die Räder sicher abstellen. Das Zimmer war sauber und nett, das Bett aber eher mäßig.

15. Tag – Rückfahrt von Udine über Villach/Salzburg nach Hause

Am nächsten Morgen mussten wir bereits kurz nach 7 Uhr den Zug kriegen. Das hieß früh aufstehen. In der Küche der Casa Stucky gab es einige abgepackte Dinge zum Frühstück, die sich allerdings als überlagert erwiesen, sodass wir dort nicht wirklich frühstücken konnten. Da das Zimmer sehr günstig war, kann man da mal ein Auge zudrücken.

Wie im Süden scheinbar üblich, hatte der Zug einen separaten Waggon für die Räder mit einem eigenen Schaffner, der diese in Empfang nahm. Es passen etwa 50 Räder in einen solchen Waggon. Da am Wochenende zahlreiche Leute die Chance nutzen sich in die Berge fahren zu lassen, um dann bergab nach Hause zu radeln, wurde es schon etwas eng. Vorreservieren scheint aber nicht möglich zu sein. Dennoch es passte alles. Es ging planmäßig bis Villach in Österreich. Hier mussten wir den Zug wechseln, was mit den Rädern immer ein Aufwand ist. Der neue Zug hatte wieder einen separaten Waggon für die Räder mit eigenem Schaffner. Da die Deutsche Bahn dieses Modell nicht zu mögen scheint, hieß es in Salzburg außerplanmäßig noch einmal umsteigen auf einen deutschen Zug mit deutschem Fahrradabteil ohne Schaffner und Platz nur für 15 Räder. Da durch die Außerplanmäßigkeit alles durcheinander geraten war, galten fortan weder Rad- noch Platzreservierungen. Es hat aber trotzdem alles geklappt und im Radabteil wurden auch mehr Räder als eigentlich zugelassen mitgenommen. Soweit, so gut. Dass der Zug dann andauernd stehen blieb oder sehr langsam fuhr, machte die sowieso lange Fahrt noch anstrengender, zumal es sehr heiß war und man im Zug keine Getränke nachkaufen konnte. Aber am frühen Abend hatten wir es dann doch – letztlich ohne ernsthafte Probleme – bis Stuttgart geschafft. Und geschafft waren wir auch – am Ende eines weiteren, schönen Radurlaubs. Würden wir die Tour noch einmal machen? Anders als die Touren an der Loire und dem Piemont wohl eher nicht, i.w. weil man aufgrund der Sprache mit den Einheimischen faktisch nicht in Kontakt kommt/kommen kann und somit immer irgendwie fremd bleibt. 

Die von uns gefahrene Strecke:

https://www.bikemap.net/de/c/289352/

Hier können die Einzelstrecken auch als gps-Datensatz heruntergeladen werden. Laut Karte sind es nur 435 km. In Wahrheit waren es mit Umwegen und Exkursionen ein paar mehr, etwa 500 km. Die Strecken sind nicht von Ortsmitte zu Ortsmitte geführt, sondern von Unterkunft zu Unterkunft. Für eine Weiternutzung muss man Anfang und Ende jeweils anpassen.

Von uns gewählte Unterkünfte:

Zimmerpreis (im August!) grob mit Frühstück (2 Personen): € = um 70€, €€ = um 100€, €€€ = um und über 150€;
Empfehlung: (-/0/+/++)

Weitere Literatur:

Von uns benutzt

  • Bikeline Radtourenbuch: Adriabike, 1. Auflage 2019 (sehr gut für die Detailplanung, wenngleich man sich mehr lokale Tipps wünschen würde)
  • Lore Marr-Bieger: Slowenien, Michael Müller Verlag, 5. Auflage, 2017 (hilfreich, teilweise gute Tipps)
  • Friedrich Köthe/Daniela Schetar: Slowenien mit Triest, 8. Auflage, 2019 (weniger hilfreich, es fehlen Details abseits der 15 Routen und die nicht ganz so vielen Tipps wirken manchmal wie nicht selbst erlebt)

Weitere Reiseberichte von uns

Ein Kommentar zu „Adriabike – von Villach über Piran und Triest nach Udine (Teil 2/2)

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