Einmal Rund – im Burgund! (1/2)

Nachdem wir im Jahr zuvor eine wirklich sehr schöne Fahrrad-Rundreise in Frankreich westlich von Nevers an der Loire gemacht hatten, dachten wir uns, dass es östlich davon vielleicht noch schöner sein könnte, im Burgund, im Dreieck zwischen Nevers, Chalon-sur-Saône und Dijon, mit einem besonderen Höhepunkt in Vézelay, dem Ort, an dem einst die Kreuzzüge ins Heilige Land und die Pilgerreisen nach Spanien begannen. Wenn man an „das Burgund“ denkt, gerät man oft ins Schwärmen. Dabei kommen einem sagenhafte Geschichten aus dem Mittelalter in den Sinn. Allerdings hat die heutige französische Region Bourgogne-Franche-Comté nicht viel mit dem historischen Burgund zu tun – es lag sogar in einer anderen Gegend. Dennoch ist die heutige Region Burgund ein lohnendes Reiseziel für eine Fahrradreise!

Aus touristischer Sicht gibt es schöne mittelalterliche Städte, beeindruckende Kirchen und einige Schlösser zu erkunden. In kulinarischer Sicht locken feine Weine und Senf, und für Radfahrer bieten Kanalrouten und weite, nahezu menschenleere Landschaften mit vielen weißen Kühen eine reizvolle Landschaft.

Die Radwege bestehen größtenteils aus asphaltierten Strecken, zunächst auf dem EuroVelo 6, mitunter auf fast verlassenen Nebenstraßen und nur selten auf Schotter – oder Feldwegen. Ein Großteil der Strecken führt entlang der Kanäle und ist daher weitgehend flach. Gegen Ende der Tour wird das Gelände dann deutlich hügeliger und bei starkem Gegenwind reicht die Akkulaufzeit der E-Bikes möglicherweise nicht für die gesamte Tagesetappe aus – in unserem Fall war zweimal ein Aufladen während des Mittagessens erforderlich.

Insgesamt legten wir in 12 Tagen eine Strecke von 640 km zurück, was einer reinen Fahrzeit von 36,5 Stunden entspricht und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 17,5 km/h. Zu Beginn der Tour waren die Temperaturen mit bis zu 38° im Schatten – wobei man beim Radfahren oft in der Sonne unterwegs ist – ziemlich heiß, sogar zu heiß. Nach einem Wetterumschwung sanken die Temperaturen jedoch auf etwa 19°, begleitet von bewölktem Himmel und starkem Westwind. Glücklicherweise regnete es nicht viel und wir konnten dem Regen immer ausweichen, sodass wir während der gesamten Tour nicht nass wurden.

Die Tourstrecken hatten wir im Voraus mit Hilfe von bikemap.com geplant (gpx-Daten der Wegstrecken) und uns mithilfe einiger Bücher und Websites über das zu erwartende Terrain informiert. Weitere Literaturtipps und andere Informationen sind am Ende von Teil 2 dieses Berichts zu finden.

Die Details der Tour nach Tagen

Tag 1: Nevers nach Decize (49km)

Morgens in Nevers gestartet ging es fast den ganzen Tag dem EuroVelo 6 Radweg folgend am Loire-Kanal entlang. Er ist dort eigentlich schöner als im Norden von Nevers, weil man fast immer direkt am Wasser fährt. Auf dem Kanal war relativ wenig los. Einzelne Boote wurden von uns immer mal wieder überholt, darunter Neuseeländer und Holländer, aber keine Franzosen. Bei 34° im Schatten war es heiß und die Bäume neben dem Kanal und Radweg spendeten leider nur selten Schatten.
Bei km 22 sind dann doch vom EV6 abgewichen und zur im 12. Jahrhundert gebauten Kirche und sehenswerten Krypta von Saint-Parize-le-Châtel gefahren. Beide sind täglich geöffnet und kosten keinen Eintritt. Der Weg dorthin ist deutlich hügeliger, lohnt sich aber für die Kirche.

Zurück am Kanal haben wir dann Fischreiher und Schwäne gesehen. Das Wasser ist natürlich auch recht warm, was die Bildung von Algen im Kanal stark befördert, so dass die Kanäle aufwendig gereinigt werden müssen. Das ist sicherlich teuer.

Bei km 38 lohnt sich für eine kurze Pause im Cafe Boulangerie ein kurzer Abstecher nach in Fleury-sur-Loire.

Abends am Ziel angekommen, ist der kleine Hafen in Decize zwar ganz nett, aber nicht wirklich etwas besonderes. Die Unterkunft am Hafen ist etwas spartanisch, dafür ist das Essen im dazugehörigen Restaurant gut und nicht zu teuer.

Decize gilt als das „Venedig der Loire“, da es an diversen Flüssen und Kanälen liegt. Sehenswert sollen der Uhrenturm (33m hoch, 3 Glocken, die schwerste von 1622 wiegt 1300kg), die Ruinen des alten Schlosses, der Burg der Grafen von Nevers aus dem 12. Jahrhundert mit einer Statue der Jungfrau Maria, und das 1194 gebaute und 1468 umgebaute letzte Zugbrückentor der befestigten Stadtmauer, die Porte du Marquis d’Ancre, sein.

Unser später Ausflug ins Dorf war leider nicht wirklich erfolgreich, weil dort um 22:00 Uhr der Hund begraben ist, mit anderen Worten niemand mehr auf der Straße und alles dunkel ist, sodass wir die Sachen nicht mehr so richtig gesehen haben.

2. Tag: Von Decize nach nach Bourbon-Lancy (49km)

Der Tag begann ganz schön am Kanal der Loire. Auf beiden Seiten waren Bäume, die Schatten spendeten und es war noch nicht zu heiß, denn nachmittags sollten 36° erreicht werden. Irgendwann ging es dann vom Kanal weg in die Landschaft, die recht hügelig war, so dass wir uns freuten, dass wir E-Bikes hatten.

Bei km 22 kommt man durch Saint-Hilaire-Fontaine. Der kleine Ort hat eine sehr schöne, einfache, historisch nicht so bedeutende Kirche, die uns in zartem Rosa gehalten doch sehr gut gefallen hat, weil sie eine ungewöhnlich entspannte Atmosphäre verbreitet.

Die weitere Strecke verlief größtenteils auf wenig befahrenen Landstraßen und war durchweg asphaltiert. Gegen 13:00 Uhr erreichten wir unser Ziel, den Kurort Bourbon-Lancy, wobei das Hotel La Tourelle du Beffroi erst um 15:00 Uhr öffnete. Das Zimmer wirkte sehr schön, hatte aber eine Türke: eine Klimaanlage, bei der wir uns zu dumm angestellt hatten sie auszuschalten – wir hätten die Fernbedienung suchen müssen -, sodass uns in der Nacht sowohl Geräusche als auch die Kälte störten.

Der Ort selbst ist ganz schön. Unser Hotel lag in der netten Altstadt direkt neben dem Boiffoi (Glockenturm). Geht man von dort den steilen Weg ins Tal kommt man in die historische Gegend der Thermalanwendungen. Dort gibt es mehrere Hotels mit langer Tradition, die darauf hinweisen, wie lange diese Anwendung schon benutzt werden. Wirklich etwas zu sehen gibt es dort aber nicht. Da ist die schöne, große, neoklassizistische Kirche Eglise de Sacre Coeur oberhalb der Altstadt mit ihrem imposanten Schiff und schlanken Pfeilern schon sehenswerter.

Zum Abendessen ab 19:30 Uhr – man isst hier in der Gegend spät – gingen wir in den Innenhof des Steakhauses Le Rest’O-Comptoir N‘-Y-Colas. Dort gab es zum Glück auch Fisch (Lachs), weil mir irgendwie nach Fleisch gerade nicht war. Das Essen war gut und insbesondere die Bedienung durch die sehr witzige Tochter machte Spaß.

3. Tag: Von Von Bourbon-Lancy nach Montceau-les-Mines (85km)

Heute mussten wir sehr früh losfahren, da 85 km auf dem Plan standen und es noch mal heißer werden sollte. Die Tour begann auf einer ehemaligen Bahntrasse an der Loire und wechselte später an den Loire-Kanal. Vereinzelt begegneten wir Touristen-Booten und anderen Radfahrern, aber insgesamt war wenig los.

Bei km 7 hätten wir theoretisch das schöne, 1777 gebaute, neoklassizistische Schloss von Saint-Aubin-sur-Loire besichtigen können. Das besondere dort sind die Originalmöbel aus dem 18 Jahrhundert. Aber leider hat das Schloss nur von
14-18 Uhr (außer Sa.) geöffnet. Es war für uns also leider noch geschlossen.

Bei km 18 fuhren wir kurz vom Weg ab und besuchten in Pierrefitte-sur-Loire die romanische Kirche Saint Remy mit einer hölzernen, vergoldeten Tabernakel und Staturen aus dem 16. Jahrhundert. Diese Kirche erinnert an der Außenfassade plakativ an den Wahlspruch der heutigen französischen Republik: „Liberté, Égalité, Fraternité“ (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit), auch wenn kritische Franzosen heute anzweifeln, dass man die Umsetzung in Frankreich wirklich noch ernst nimmt. Aber bei einem frischen Baguette und einem kühlen Menthe à l’Eau (Wasser mit Minzsirup), das es gegenüber in einer kleinen Bar gab, glaubt man da gerne dran. (Bei diesen hohen Temperaturen war es sowieso extrem wichtig jede Gelegenheit auszunutzen etwas zu trinken. Das muss natürlich nicht immer Zuckerwasser sein. Aber wir haben immer auch große Wasserflaschen aus einen Supermarkt dabei.)

Und weiter ging es am Kanal. Hier und dort trifft man auf kleine, interessant konstruierte Zugbrücken, die insbesondere Anwohnern helfen sollen den Kanal – oder auch Abzweigungen davon – zu überqueren.

Kurz vor Digoin steht man plötzlich vor einer noch sehr viel imposanteren Kanalbrücke über die Loire. Sie wurde 1834-38 gebaut, ist 243 m lang und überquert die Loire in luftigen 12 m Höhe! Der ehemalige Treidelweg, heute der Fußweg, ist so schmal, dass Radfahrer angehalten sind abzusteigen und zu schieben. Loire und Kanal sind echte Freizeitparadiese, insbesondere für Angler. Wobei man auch bemerkt, dass sowohl die Flüsse, als auch die Kanäle aufgrund der hohen Temperaturen immer mehr Probleme mit Algenwuchs bekommen. Auf den Kanälen können sich die Algen in den Schiffsschrauben verfangen und diese zum Stillstand bringen. Deshalb müssen sie dort (aufwendig und teuer!) mit Spezialbooten, die wir auch mehrfach gesehen haben, entfernt werden.

Gegen Mittag, bei km 46, erreichten wir dann den Wallfahrtsort Paray-le-Mondial mit seiner spätromanischen Basilika und ehemaligen Prioratskirche Sacré-Cœur. Sie wurde in drei Phasen ausgebaut und war im 12. Jahrhundert ein wichtiger Punkt auf der Pilgerstrecke von Vézelay (dazu später mehr) nach Santiago de Compostela in Spanien. Die damalige Abteikirche Cluney III war wohl noch viel großer als die heutige, wurde aber im 14. Jahrhundert zerstört. Ein ähnliches Beispiel für eine einstige Riesenkirche, die dann zerstört und nur kleiner wieder aufgebaut wurde, gibt es ja u.a. auch, gar nicht so weit weg, in La-Charité-sur-Loire.

1671 trat die französische Mystikerin Marguerite-Marie Alacoque (1647–1690) in Paray-le-Mondial in den Orden der Heimsuchung Marias ein und hatte bald danach mehrere Jesus-Erscheinungen, der ihr „sein Herz“ zeigte. 1920 wurde sie schließlich heilig gesprochen. Heute lockt dieses Ereignis jedes Jahr angeblich um 400.000 Pilger an. Dafür, dass die Kirche so viel besucht wird, wirkt sie selbst mit Vorhalle, Chorumgang und drei Schiffen eher schlicht und wenig beeindruckend. Sehenswert ist vielleicht das monumentale Christusfresko in der Chorkuppel (aus dem 14. Jh). Die beste Ansicht auf die Kirche hat man übrigens vom Park (dort befindet sich auch auch ein Diorama mit 18 Szenen aus der Lokalgeschichte und von der heiligen Marguerite-Marie). Wirklich schön ist dann schon eher der Ort selbst: Paray-le-Mondial lockt mit seiner lebendigen Altstadt mit vielen Geschäften.

Dann ging es lange weiter am Kanal längs. Wobei wir bei km 64 vom EV6 abwichen, um das Schloss Chateau de Digoine besichtigen zu können. Das war ursprünglich eine mittelalterliche Festung, von der nach einem im 17. Jahrhundert durchgeführten Umbau zu einem spät-barocken Schloss nur noch die vier Eckpfeiler übrig geblieben sind – zwei davon stehen losgelöst im Garten und die anderen beiden wurden in das Schloss integriert. So lassen sie aber noch die Ausmaße der ehemaligen Burg erkennen. Das Schloss selbst hat eine interessante Architektur um den Temperaturen in den Jahreszeiten gerecht zu werden: die meisten Räume gibt es zweimal: einmal auf der wärmeren Südseite für die Nutzung im Winter und auf der schattigen, kühleren Nordseite für die schon immer heißen Sommer.

Über die Jahrhunderte war es in verschiedenem Besitz und musste nach Erbstreitigkeiten irgendwann leider komplett geräumt werden, sodass der jetzige Besitzer die Möbelirrung an verschiedensten Stellen zusammenkaufen musste. Sie ist sehr geschmackvoll ausgewählt und wirkt, als ob sie dort schon immer so gewesen wäre.

Ein kleiner Höhepunkt ist am Schluss der Führung das Schlosstheaters von 1843, dass sich in einem separaten Gebäude befindet und in dem nach einer Renovierung ab 2024 stetig Programm stattfinden soll. Auch der große Garten mit Park und Rosen- und Gemüsegarten, Gewächshaus und Grotte sind einen Blick wert. Insgesamt ein lohnender Besuch! Man kann das Schloss im Rahmen einer interessanten Führung, die mehrmals zwischen 12-19 Uhr stattfindet, besichtigen (Eintritt 10€, nur Park 5€).

Danach ging es weiter am Kanal entlang, wobei der jetzt von einer Straße und nicht mehr nur dem Radweg begleitet wurde, sodass uns dann und wann Autos überholen.
So erreichten wir das abendliche Ziel: Die bisher schönste Unterkunft mit einem großen Pool, der für uns nicht nur sehr erfrischend war, sondern auch etwas Spektakuläres bot: Im Pool liegend und zum Himmel blickend sah ich bei leicht bedecktem Abendhimmel mit Sonnenuntergang plötzlich einen Regenbogen, aber nicht am Horizont, wie üblich, sondern direkt in der Mitte des Himmels über mir! Nach Auskunft des Hausbesitzers kommt dieses stratosphärische Lichtphänomen dort häufiger vor. Ich hatte so etwas vorher noch nie gesehen.

Ein Abendessen wir dort nicht angeboten, und die nächsten Restaurants sind mindestens 2 km entfernt, sodass wir uns mit ein paar Keksen beglücken. Aber nach der Erfrischung im Pool war alles andere sowieso egal!

4. Tag: Von Montceau-les-Mines nach Chalon-sur-Saône (55km)

Früh um 8:00 hieß es weiterfahren – Richtung Chalon-sur-Saône. Zunächst ging es auf einer reinen Fahrradstraße am Canal de Centre entlang, wie üblich an zahlreichen Schleusen vorbei. Dabei war der Weg irgendwie schöner als an den Tagen zuvor. Man kann dem Kanal noch länger folgen, denn der EV6 führt direkt bis Chalon-sur-Saône. Wir haben uns aber für einen deutlich kürzeren Weg entscheiden und sind nach km 18, kurz nach einem schönen See bei Montchanin mit einer spannenden Industriehalle auf der Gegenseite, rechts abgebogen. Somit haben wir den EV6 nach etwa einem Drittel der Strecke verlassen und sind stattdessen direkter direkt auf Chalon zu gefahren. Der Nachteil ist, dass die Strecke wesentlich hügeliger ist und es nur noch (zum Glück wenig befahrene) Regionalstraßen statt dedizierter Radwege gibt.

Irgendwann kamen wir durch Morogues. Die angeblich schöne Kirche war leider zu. Um die Mittagszeit kamen wir nach Saint-Dessert – das klingt schon nach essen, oder? Dort haben wir in der Dorfgaststätte Auberge de la Route des Vins zusammen mit zahlreichen Einheimischen das günstige Tagesmenü genossen (Leber-Terrine, eine sehr leckere Lasagne und zum Nachtisch ein Langnese-Eis aus der Truhe). Absolut eine Empfehlung!

Dann stieg die Hitze bis auf 38° an und das Radfahren wurde immer beschwerlicher. Bei km 42 kamen wir nach Givry, das trotzdem einen kleinen Abstecher lohnt. Der Ort war um 1800 fest in der Hand des neoklassizistischen Architekten Emiland Gauthey. Davon sieht man noch viel: Das Hotel de Ville, der Fontaine de Dauphins und die schöne Kirche sind teilweise von ihm gestaltet worden. Sehenswert ist auch der neoklassische Uhrenturm.

Nach kurzem Aufenthalt fuhren wir weiter nach Chalon-sur-Saône. Der Himmel hatte sich verdunkelt und es sah nach Regen aus, was uns zu höherem Tempo antrieb. Wir erreichten das Hotel noch im Trockenen. Es hatte nach der Mittagspause noch gar nicht wieder geöffnet, aber andere Gäste waren so nett uns hineinzulassen. Das war auch gut, weil unmittelbar danach ein mächtiger Sommerregen unwetterartig losprasselte.

Abends, der Regen hatte wieder aufgehört, gingen wir zu Fuß in die beliebte Altstadt. Besonders der Marktplatz zeichnet sich durch geschäftiges Treiben aus und auch die Kathedrale St. Vincent, deren älteste Teile als Basilika im 12. Jahrhundert errichtet worden waren, ist einen Blick wert. Verpasst haben wir aus zeitlichen Gründen leider den Gang in das Museum Nicéphore Nièpce (28 Quai de Messangerie): Dort im Zimmer im ersten Stock hatte der Fotopionier 1816 das Negativbild erfunden. Er nannte es Heliographie.

Rechts vorn der vom Blitz getroffene Obelisk

Bei dem Unwetter am Nachmittag hatte ein Blitz die Spitze eines der vier Obelisken auf der Brücke zur „Party-Insel“ Ile St. Laurent abgesprengt, sodass die Polizei die Brücke am Abend abgesperrt hielt. Fußgänger konnte zum Glück trotzdem passieren. Zwei der zahlreichen Restaurantempfehlungen in der Rue de Strasbourg auf der Insel hatten Urlaub. Uns blieb ein nettes Essen mit einem gemütlichen Abend bei „Chez Jean“.

5. Tag: Von Chalon-sur-Saone nach Beaune (44km)

Spuren der heftigen Regenfälle

Heute konnten wir erst um 11:30 Uhr losfahren, weil es am Morgen wieder fürchterlich regnete. Zum Glück behielt der Regenradar-Wetterbericht Recht und es hellte kurz vor Mittag auf und blieb dann sehr schön. Die Spuren des Unwetters vom Abend zuvor konnte man auf dem Radweg aber gut sehen und zeitweilig musste man aufpassen, dass man den auch dickeren Ästen ausweichen konnte.

Es ging, wie so oft, am lauschigen Kanal entlang, ein Stück den EV6 rückwärts, zurück bis an den Canal Central. Dort bogen wir rechts vom Weg ab und kamen so in das Weinbaugebiet Cote d’Or. Im wirklich schönen Städchen Meursault befindet sich eine schlichte Kirche und es gibt neben zahlreichen Weinhändlern auch eine wirklich sehr gute Bäckerei und mehrere Restaurants.

Wir fuhren dann durch die Weinberge von Volnay, wo mit die besten Weine des Burgund wachsen.

In Beaune erwartete uns touristischer Trubel, den wir in dieser Form gar nicht mehr gewohnt waren: Menschenmengen, Gedränge, dicke Autos, usw. Das war irgendwie abschreckend.

Abends gingen wir in der Tapas-Bar Maison du Columbier in der Nähe der berühmten Basilique Notre-Dame mit ihren berühmten Tapisserien – sie hatte nur leider schon geschlossen, wurde aber abends interessant illuminiert. Die Bar hat einen bemerkenswerten Weinkeller mit über 4000(!) verschiedenen Weinen und Jahrgängen. Für uns gab es Schinken und Käse und ein Glas Volney, der auch hier leider seinen Preis hat (22€), aber schon auch gut war. Aufgrund der vielen, zahlungskräftigen Touristen sind die Preise für Essen und Getränke in dieser Gegend ohnehin ausgesprochen hoch, sodass das eigentlich keine Überraschung war.

6. Tag: Von Beaune nach Dijon (54km)

Morgens regnete es zunächst noch ein bisschen. Dadurch kamen wir erst später los und verpassten das berühmte, 1443 gegründete Hotel Dieu, das ehemalige Hospiz, mit seinen bunten Dachziegeln und dem großen, 52 m langen Krankensaal (Eintritt 12€, Rundgang 1-2h), sowie den Rundgang um die fast intakte Stadtmauer (Infos: https://remparts-beaume.fr, Rundgang 2-3h)

Aber dafür waren wir pünktlich um 11:30 Uhr zum vorangemeldeten Senfseminar bei Edmond Fallot – anders als die bekannte Marke „Maille“, die seit Jahren zum Unilever-Konzern gehört und nicht mehr die höchsten Qualitätsstandards unterstützt – einem der letzten französischen Senffabrikanten in privater Hand. (Unbedingt reservieren: +33-380221010 oder https://fallot.com, 1-2h, 1 Rue du Faubourg Bretonnière, 21200 Beaune). Dort hat man viel über die Historie und Bedeutung von Senf erfahren. So wissen wir jetzt, dass „Dijon Senf“ keine geschützte Bezeichnung ist und überall hergestellt und so genannt werden kann. „Moutarde de Bourgogne“ ist dagegen geschützt und kann nur mit Senfkörnern aus dem Burgund gemacht werden, muss dafür aber zur Differenzierung mit einem sauren Weißwein (Aligote) statt Essig gemacht werden. Bei Fallot kommen alle Senfkörner aus dem Burgund – und ich muss ich nach einer Senf-Verkostung sagen, dass mir das klassische Rezept bei Fallot etwas besser gefällt.

Wie macht man Senf? Das kann man in dem Senfseminar selbst ausprobieren! Zunächst werden die Senfkörner in einem Mörser zerstoßen (bis es nicht mehr raschelt) und dann werden zwei Teile Wasser und ein Teil Essig hinzugefügt, sowie etwas Salz. Schön verrührt lässt man den jungen Senf ein bis zwei Tage stehen, denn zunächst schmeckt er nur bitter, aber nach einer kurzen Fermentierung nimmt er seinen finalen, etwas scharfen Geschmack – vergleichbar mit frischem Rettich – an und ist dann auch gar nicht mehr bitter. Einfach köstlich, wie wir dann einen Tag später bei einem Picknick feststellten!

Nach dem Seminar waren wir noch kurz auf dem Samstags-Markt. Und nach einem schnellen Mittagessen haben wir uns endlich auf den Weg nach Dijon gemacht. Er führte über einen asphaltierten Arbeitsweg durch die Weinberge, wobei es immer wieder durch die kleinen Dörfer ging. Jedes Dorf hat seine Kirche, und manchmal auch ein kleines Schloss.

Bei km 27 in Nuits St. Georges mit seinem weinberankten Wahrzeichen, dem Beffroi (Uhrenturm) von 1619 am ehemaligen Rathaus, haben wir eine Pause gemacht. Die vielen, kleinen Geschäfte machten einen langen Einkaufssamstag und hatten fast alle geöffnet. Zum Abschluss des kleinen Shopping-Bummels haben wir uns in einer Eisdiele noch einen Eisbecher mit drei Kugeln gegönnt und sind dann erst kurz nach 20 Uhr in Dijon angekommen – zu spät um noch eines der vielen Sterne-Restaurants in Dijon anzutesten.

Wie es in Dijon und danach weiterging, steht in Teil 2 (hier), also alles zu den Tagen 7 bis 12 und damit auch der Fahrt von Dijon nach Nevers an der Loire, wo unser Auto auf uns wartete. Dort sind auch nähere Informationen zu unseren Unterkünften, zu weitergehender Literatur, usw. zu finden.

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